Mauricio Sotelo

*  2. Oktober 1961

von Walter-Wolfgang Sparrer

Essay

In Wien (1980–92) kam Sotelo, wie Germán Gan 2008 formulierte, »mit einer lebendigen und vielgestaltigen Tradition in Berührung, welche die schwachen Anfänge [in Madrid] auszugleichen vermochte und ihn zu den ersten Schritten veranlasste, die auf seinem kreativen Weg gegangen werden mussten«. Der 18-Jährige empfand die Notwendigkeit, tief in die Wiener Tradition einzudringen, Werke der Wiener Klassik, von Schönberg, Berg und Webern besser kennenzulernen. In Wien entstanden Werke wie Trio basso – a R.H.R. für Viola, Violoncello und Kontrabass (1988/89), … atmend … für Kontrabassklarinette, Kontrabass, Saxofon, Violoncello, Klavier und Perkussion (1989) oder Nel suono indicibile – A Luigi Nono für Bassklarinette (Kontrabassklarinette), Altsaxofon (Tenorsaxofon), Violoncello und Live-Elektronik (1989/90).

Die Begegnung mit Luigi Nono im Jahr 1988 veranlasste Sotelo dazu, den Horizont seiner Musik zu erweitern und sich zuvor nicht beachteten Aspekten zuzuwenden. Nono ermutigte ihn zu einer sorgfältigen Auseinandersetzung mit den Eigenschaften des instrumentalen und vokalen Klangmaterials, außerdem – durch Massimo Cacciari vermittelt – mit der Struktur (»Architektur«) des Gedächtnisses (Giulio Camillo, Giordano Bruno), mit mündlich überlieferten Traditionen sowie Aufführungspraktiken des andalusischen »cante hondo«. Die Aneignung dieser Konzepte führte zu einer tiefen Verbindung mit dem Flamenco in all seinen Formen als Gesang, ...